Charisma: gottgegeben oder erlernbar? Worauf es ankommt!

Charisma: heißbegehrt bei Führungskräften, Vortragsrednern, Speakern, Politikern. Wer möchte nicht eine charismatische Persönlichkeit sein? Charisma zu haben – das klingt richtig gut, vielversprechend und verheißt außerordentliche und begehrenswerte Eigenschaften. Manch einer definiert Charisma als die ultimative Steigerung, als Hochglanzpolitur für Ausstrahlung, Präsenz und Sichtbarkeit. Im Zeitalter von Coaching und der Weiterbildung lässt sich das doch lernen. Oder?

Was ist Charisma?

Charisma: Wer will nicht charismatisch wirken und bei seinen Gegenüber so ankommen?

Das Wort „Charisma“ hat – abhängig vom Kontext – eine unterschiedliche Bedeutung. Im Managementund auf Führungsebene lässt sich Charisma in der Begrifflichkeit der Transformationalen Führung als Tool zur Führungskräfteentwicklung finden. In der charismatischen Führung (nach Neubauer) identifizieren sich die Mitarbeiter mit ihrer Führungsperson. In der Soziologie wird Charisma nach Max Weber mit dem Begriff der Herrschaft in Verbindung gebracht. In der Wirtschaftspsychologie rutscht das Wort sogar in die Nähe des Narzissmus.

Charismatische Persönlichkeiten – reine Frage der Perspektive?

Begriffe werden stets in unterschiedlichen Bereichen anders bzw. umdefiniert. So ist jede Begrifflichkeit Definition und Auslegung. Sie spiegelt das Gedankengut und die fachliche und soziale Herkunft des Interpretierenden wider. Auch der Mainstream und was gerade „in“ ist, kann großen Einfluss auf Begrifflichkeiten haben. Wie jede Zuschreibung liegt Charisma im Auge des Betrachters.

Als charismatisch bezeichnen wir z.B. Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt, die ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama und John F. Kennedy oder den Musiker Mick Jagger. Auch religiöse und politische Führer wie Martin Luther King, Nelson Mandela, Jesus sind charismatische Persönlichkeiten.

Charisma: gottgegeben oder erlernbar?

„Persönlichkeit lässt sich lernen“, sagt die Neurowissenschaft. Im oberen Teil des Limbischen Systems, im Mittelhirn, dort wo sich auch Verhalten lernen lässt. Aber gilt das auch für Charisma?

Braucht es zum Leuchten nicht Erleuchtung? Und dieses spiegelt sich doch weniger in Geld und Ruhm oder Eitelkeiten, Konkurrenzfähigkeit und Macht. Wirklich Besonderes, vielleicht Göttliches, lässt sich eben nicht mal schnell in einem Workshop lernen.

Die Antike spricht von gottgegebener Gnade und Erleuchtung, die nur besonderen Menschen zuteilwird. Hier kommt also der Aspekt des Auserwähltseins hinzu. Damit bekommt der Begriff des Charismas eine spirituelle Komponente, die über die persönlich kognitive Lern- und Denkebene hinausgeht.

In meinem Verständnis ist Charisma die Addition von Beidem. Mein geschätzter Kollege Andreas Bornhäußer definiert Charisma so: „Die Fähigkeit zu erkennen was gebraucht wird, die Fertigkeit zu tun und zu sagen was gefragt ist, mit der Wahrhaftigkeit sich selbst treu zu sein.“ Eine Definition, der ich nur zustimmen kann.

Entscheidend: Vision, Mission, Ziele

Der charismatische Mensch folgt und handelt nach seinen Werten und Visionen. Er weiß, wofür er losgeht. Es geht ihm jedoch weniger um den persönlichen Gewinn oder Erfolg. Er will Veränderung auf größerer Ebene. Er handelt nicht nur für sich, er handelt auch für andere, für das Wohl der Menschen um ihn herum.

Mit Mut und Entschlossenheit, unbeirrbar, nicht manipulierbar oder erpressbar spricht und handelt er, lässt seinen Worten Taten folgen, an die man sich auch noch nach seinem Tod erinnern wird. Er gestaltet die Welt.

Er hat einen Auftrag, folgt seiner Berufung in Kraft, Mut und Entschiedenheit. Was macht ihn so sicher? So unbeirrbar? Vielleicht ist es ja wirklich seine Intuition, seine Eingebung, ein göttlicher Auftrag.

Charisma ist die leuchtende und kraftvolle Energie, die sich in Liebe, Verantwortung und Weisheit spiegelt. Der Charismatiker fühlt eine Berufung und lebt seine Vision. Mit großer Aura und Ausstrahlung aber auch Demut, Dankbarkeit und Ehrfurcht geht er zwar bestimmt, aber gleichzeitig besonnen vor.

Er weiß um diese Gnadengabe, fühlt sich auserwählt, als Brücke zwischen Gott und der Welt. In spiritueller Kraft, wach und aufmerksam, zieht er andere in seinen Bann. Dies jedoch ist kein Selbstzweck, keine Absicht. Geld, Erfolg, Anerkennung und Macht sind zweitrangig für einen echten Charismatiker. Was ihn antreibt ist eine Vision. Er ist auf einer Mission, die aus seinen Werten und seiner Liebe entsteht.

Nun schreibt die Historie auch Persönlichkeiten, die ihre Wirkung nicht zum Wohle der Menschheit einsetzten, Charisma zu. Hitler oder Mussolini gelang es ebenfalls, Massen in ihren Bann zu bringen und geradezu hysterische Zustände unter ihren Anhängern auszulösen. Für mich aber sind diese Personen zwar energetisch stark. Als entscheidend sehe ich aber ihre Wirkung an: Sie waren mächtig, laut, kompromisslos, brutal. Aber nicht selbstlos. Vielmehr waren es mächtige Egoisten. Es ging ihnen um Macht – nicht um Liebe. Deshalb fehlte auch das helle Licht in ihrer Ausstrahlung.

Ja: Charismatiker sind häufig kompromisslos, unbeirrbar, polarisieren. Aber es geht nicht um narzisstische Ziele oder Eitelkeiten, es geht stets um Größeres und Tieferes.

Präsenz lässt sich lernen – Charisma nicht

Was ich zum Ausdruck bringen möchte ist jedoch, dass es sich in einer schnelllebigen, häufig oberflächlichen und leistungsorientierten und zunehmend entmenschlichten Welt lohnt, wieder tiefer einzusteigen in die Qualität von Werten wie Sinn, Liebe und Spiritualität.

Deshalb halte bitte inne und spüre nach…lässt sich wirklich Besonderes so einfach oder schnell erreichen?

Auch wenn es fürs Charisma nicht auf die Schnelle geht, Deine energetische Präsenz und Ausstrahlung lässt sich durchaus steigern!

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